Shinrin Yoku - Waldbaden

Unzählige Grün- und Brauntöne, ungewohnte Düfte und Geräusche und malerische Licht- und Schattenmuster entdeckst du im Wald. Er ist bis heute ein Ort voller Geheimnisse und Weisheit geblieben. Ein Ort mit einer besonderen Wirkung auf uns Menschen, die du durch das Waldbaden bewusst nutzen und intensivieren kannst.

Der Wald hat positive Effekte auf dein körperliches und geistiges Wohlbefinden. Nachweise dafür stammen aus Japan, der Wiege des Shinrin Yoku: Regelmässiges Waldbaden reduziert stressbedingte Beschwerden und wirkt harmonisierend. Das Immunsystem wird gestärkt, die Konzentrationsfähigkeit steigt und die hohe Luftqualität entlastet die Atemwege. Shinrin Yoku und die darauf aufbauende Waldtherapie bilden in Japan einen festen Bestandteil der Gesundheitsvorsorge.

 

Shinrin Yoku kann aus dem Japanischen übersetzt werden mit „Baden in der Waldluft.“ Du badest also nicht in einem Teich oder Bach, sondern tauchst mit Deinem Bewusstsein in die besondere Atmosphäre des Waldes ein. Durch das Waldbaden verfeinerst du deine Sinneswahrnehmungen und erlebst die Welt intensiver und klarer. Die vielfältigen Impulse des Waldes geben dir neue Anregungen und Gedanken.

Wie Du im Wald badest

Suche dir eine kurze Strecke aus. Nimm dir Zeit, schalte das Smartphone aus. Schliesse für einen Moment die Augen und atme ein paar Mal tief ein und aus. Nun bist Du im Wald angekommen. Mache sehr langsam einen ersten Schritt, dann den nächsten. Beim Waldbaden bewegst du dich ohne Eile und achtsam durch den Wald. Öffne dabei deine Sinne für die Umgebung:

  • Deine Augen erfassen die vielschichtigen Grün- und Brauntöne und die unterschiedlichen Lichtverhältnisse. Lass deinen Blick in die Ferne schweifen, zum Waldboden und hoch in die Baumkronen
  • Deine Nase nimmt den Waldduft auf, den Geruch von Holz und Erde. Schnuppere in jede Richtung. Knie dich hin und rieche den Waldboden. Rufen die Düfte bestimmte Erinnerungen hervor?
  • Deine Ohren hören den Wald, das Rascheln der Blätter, das Zwitschern der Vögel, das Plätschern eines Bachs. Aus welcher Richtung kommen die Geräusche?
  • Deine Hände oder deine Füsse ertasten den Waldboden, der mit Nadeln oder abgefallenem Laub bedeckt ist, und berühren Baumrinde und moosbedeckte Steine. Deine Haut nimmt die Frische  der Waldluft wahr

Das langsame Gehen wird eine besondere Herausforderung für dich sein. Probiere unterschiedliche Geschwindigkeiten aus und versuche einmal, die Füsse in Zeitlupe zu bewegen, indem du jeden einzelnen Schritt auf 20 Sekunden ausdehnst. Bleibe auch immer wieder stehen oder setze dich hin und schliesse die Augen.

Verlasse gewohnte Muster und schlendere kreuz und quer über den Weg, gehe eine Weile am äussersten linken oder rechten Wegesrand. Drehe dich um und lege vorsichtig ein paar Meter rückwärts zurück. Vielleicht probierst Du Barfussgehen auf dem Waldboden aus; über deine Fusssohlen wirst  du ungewöhnliche Reize wahrnehmen.

 

Du kannst alleine oder in der Gruppe oder mit der Famile waldbaden. Schlendert gemeinsam los und legt Schweige- und Konzentrationsphasen ein. Tauscht euch über eure Wahrnehmungen und Eindrücke aus, die vielleicht ganz unterschiedlich sind.


Die Farben des Waldes

Die Farbe Grün ist tut deinen Augen gut. Die Farbe steht für das Leben, die Natur, für Freundlichkeit und für Neues. Wer häufig ins Grüne blickt, hat seltener Kopfweh und ist aufnahmefähiger. Grün beruhigt und soll entzündungshemmend wirken. Die Farbe Braun steht für Vertrauen, Erdung und Stabilität. Sie ist ein Seelenstreichler, der wärmt und entspannt.

Bäume und Menschen

Zwischen einem Baum und einem Menschen gibt es einige Ähnlichkeiten. In der Sprache finden wir dazu viele Hinweise: jeder Mensch hat einen Stammbaum und ist aus einem bestimmten Holz geschnitzt (ein Hinweis auf den individuellen Charakter). Ein Mensch sucht seine Wurzeln, um sich sicher und geborgen zu fühlen.

 

Unser Körper hat eine vertikale Achse wie ein Stamm. Blutbahnen, Atemwege und Nervenzellen verästeln sich wie die  Struktur eines Baumes. Wenn wir Menschen nachts schlafen, schlafen auch die Bäume. Sie sinken dann ein paar Zentimeter zusammen und lassen die Zweige hängen. Und wie wir Menschen kommunizieren sie untereinander, indem sie chemische Substanzen  austauschen. Entweder über die Luft oder über ihr - mit Hilfe von Pilzen - vernetztes Wurzelwerk, das als „Wood Wide Web“ bezeichnet wird. Auf diese Weise warnen sie sich gegenseitig vor einem Schädlingsbefall oder einer drohenden Dürre.

 

Bäume sind ein Sinnbild für Ruhe und Kraft. Sie stehen unerschütterlich da, sind fest verwurzelt mit der Erde. Auch ein Sturm, Schnee oder Sonnenglut kann sie nicht aus der Ruhe bringen. Diese Standhaftigkeit wünschst du dir vielleicht auch. Im Yoga gibt es eine bekannte Übung, die „der Baum“ heisst. Dabei balancierst du auf einem Fuss und streckst deinen Oberkörper wie eine Baumkrone dem Himmel entgegen. Die äussere Balance überträgt sich dabei auf deine innere. Du entwickelst Selbstvertrauen und Zuversicht.

 

Buchtipp und Quelle: Annette Bernjus, Anna Cafelius: „Waldbaden: Mit der heilenden Kraft der Natur sich selbst neu entdecken; gesund und glücklich mit Shinrin Yoku.“ 2. Auflage 2019, mvg-Verlag.

In diesem Video erhälst Du Basisinformationen zum Waldbaden in 3 Minuten.

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